Im Rahmen des Beschäftigungsprojekts legen wir auf einem ehemaligen Maisfeld in Gosdorf bei Mureck einen besonderen Garten an bzw. pflegen diesen während des Gartenjahres. Bewusstseinsbildung ist auf dem 1,8 ha großen Gelände angesagt: Wir informieren junge und junggebliebene BesucherInnen über Klimawandel, Photosynthese, Sonnenenergie, Biomasse, Energiesparen, ökologische Zusammenhänge und Naturschutz. Unsere Beschäftigten sind langzeitarbeitslose Personen – als „nicht vermittelbar für den Arbeitsmarkt“ eingestuft, somit stellt dieses Projekt ein arbeitsmarktpolitisches wie auch ein ökologisch-nachhaltiges Projekt dar. Die sozialpolitische Aufgabe umfasst die (Re)Integration von Langzeitbeschäftigungslosen aus der Region in den ersten Arbeitsmarkt in Verbindung mit zu erbringender Eigenerwirtschaftung. Die Region Südoststeiermark, insbesondere das Gebiet um Mureck weist eine sehr hohe Arbeitslosenrate auf und ist wirtschaftlich gesehen besonders benachteiligt.
Mit einem einfachen Bauwagen, Gartenwerkzeug und reichlich Motivation ausgestattet, legten wir im Februar 2005 auf der sprichwörtlichen grünen Wiese tatkräftig los. Das Gartengelände grenzt an die Natura 2000-Gebiete (Grenz-Mur) und liegt direkt am Mur-Radweg R2 – pro Saison frequentieren rund 20.000 RadfahrerInnen diese Abschnitt. Die 200 m entfernte Mur bildet die Grenze zu Slowenien.
Bereits im zweiten Gartenjahr konnten wir bereits Gartenführungen für zahlreiche Interessierte sowie gemeinsam mit dem Klimabündnis Steiermark, ansässigen Installateuren und dem Naturschutzbund Österreich einige Informationsveranstaltungen durchführen. Der Garten war stets eine „offene Baustelle“ und das Projektteam hatte immer ein offenes Ohr für anregende und für beide Seiten informative Gespräche. Unseren treuen BesucherInnen verdanken wir nicht nur wertvolle Tipps, sondern auch zahlreiche Sachspenden in Form von Baumaterialien, Pflanzen und vielen weiteren nützlichen Dingen, die bei uns recycelt und zu neuem Leben erweckt wurden. So wurden und werden die Beete mit angeliefertem Grasschnitt aus der Umgebung in dicken Schichten gemulcht, die Kulturen überstehen dadurch so manche Trockenperiode und wir müssen kaum gießen. Die Einfassungen der Beete mit Granitleisten stammen von umliegenden Friedhöfen – Material, das keine Verwendung mehr findet. Der große Teich ist ein plastikfreies Lehmbiotop, zu dessen Abdichtung Lehm aus der Region verwendet wurde. Die Basaltsteine unterschiedlichster Größe, mit denen die Beete im Kräutergarten eingefasst sind, stammen auch aus regionaler Herkunft. Ein Teil des Wegenetzes im Klimaschutzgarten wurde ebenfalls mit diesem Material bestreut, das typische Basaltrot erzeugt eine warme Farbwirkung.
Seit Juni 2006 befindet sich auch die Koordinierungsstelle des Grünen Bandes Europa für Südösterreich bei uns. In Österreich schlängelt sich das „Grüne Band“ vom Dreiländereck Böhmen-Bayern-Oberösterreich fast 1.300 km entlang der ehemaligen Ostblockgrenze bis in die Steiermark, wo es in Richtung Balkan weiter verläuft, bzw. bis nach Kärnten, wo es Österreich in Richtung Adria verlässt. Der Klimaschutzgarten Gosdorf wurde durch dessen Größe als erstes Projekt für die Steiermark und als größtes Projekt für das Grüne Band Österreich ausgewählt.
Seit 2007 nützen vermehrt Schulen unser Angebot im Klimaschutzgarten „praktischen Biologieunterricht“ zu gestalten. Von April bis Oktober machen sich Kinder ab dem Volksschulsalter spielerisch mit dem Thema Klimaschutz und erneuerbare Energieträger, allen voran die Sonnenenergie vertraut: verschiedenste pädagogische Spielutensilien stehen den Kindern (und Lehrern) bereit. Am 23. Juni 2007 besuchte uns erstmals der ORF im Klimaschutzgarten. Der Wetterbericht in der Sendung „Steiermark heute“ wurde aus unserem Garten angekündigt – ein absolutes Highlight für das gesamte Team und eine tolle Werbung für unseren noch jungen Garten.
Produkte aus eigener Erzeugung
Im Laufe der Jahre bauten wir uns eine umfangreiche Produktpalette auf. Im Au(s)blickehaus bieten wir das ganze Jahr über Köstlichkeiten aus dem Klimaschutzgarten zum Verkauf an: Kräutertees, -salze, -gewürzmischungen sowie Duftkissen und vieles mehr finden Sie in unserem Sortiment. Viele unserer MitarbeiterInnen beweisen ihr handwerkliches Geschick in der Werkstatt und beliefern den Shop mit Nistkästen, Insektenhotels und Vogelhäuschen in allen Größen und immer neuen, kreativen Designs.
Die Kleine Gärtnerei
Im Sommer 2013 gab es bei den Gartenführungen eine sehr starke Nachfrage nach Pflanzenablegern, seltenen Kräutern und Sträuchern aus dem Klimaschutzgarten. Dies war der Start für die ersten getopften Stauden und Kräuter im Herbst 2013. Im darauffolgendem Frühjahr wurde ein kleiner Bereich am Gartengelände eingezäunt, mit Gewebefolie verlegt und mit der Vermehrung begonnen.
Inzwischen umfasst unsere Kleine Gärtnerei rund 2700 Pflanzen und 200 verschiedene Arten von Sträuchern, Stauden und Kräutern. Alle Pflanzen stammen aus dem Klimaschutzgarten und werden CO2-neutral, ohne ökologischen Aufwand gezüchtet und vermehrt. Es erfolgt kein Pflanzenzukauf, so dass Transportwege entfallen, es wird keine Heizung benötigt, um Pflanzen im beheizten Gewächshaus vorzuziehen. Alle Pflanzen in der Gärtnerei sind den Witterungseinflüssen ausgesetzt, was robuste, standortangepasste Pflanzen hervorbringt. Bis auf zwei Arten sind alle Pflanzen winterhart. Durch den Einsatz von recycelten Pflanzentöpfen kann eine große Menge CO2 eingespart werden. Wir halten unsere KundInnen auch an, die Töpfe zu uns zurückzubringen, damit wir sie nochmals verwenden können.